Jahrtausende lebten die Menschen in dem Bewusstsein, dass alles beseelt und alles miteinander verbunden ist. Diese schamanische Sicht auf das Leben versteht die Erde als Basis unserer Existenz und als Quelle unserer Lebenskraft. Sie ist unser aller Mutter. An sie können wir uns wenden, mit ihr können wir kommunizieren, von ihr können wir lernen.
Diese Sicht auf das Leben finden wir nicht nur in steinzeitlichen Gesellschaften und bei sogenannten indigenen Naturvölkern, sondern auch in der abendländischen Kulturgeschichte.
URSPRUNG DER JAHRESKREISFESTE: DIE KELTISCHE KULTUR
Als Kelten (altgriechisch Κελτοί Keltoí oder Γαλάται Galátai, lateinisch Celtae oder Galli) bezeichnet man seit der Antike Volksgruppen der Eisenzeit in Europa.
Die Kelten betrieben ein ausgedehntes Handelsnetz in ganz Europa. Die Hallstattkultur, die erste keltische Epoche der Eisenzeit, war berühmt für ihr Salz. Diese Epoche begann etwas um 800 vor Christus.
Städtegründungen wie Paris, Turin, Budapest und Ankara gehen auf die Kelten zurück. Im letzten Jahrhundert v. Chr. strömten von Norden her die germanischen Stämme der Kimbern und Teutonen, und von Süden her die Römer ein und die Hoch-Zeit der Kelten ging langsam zu Ende.
In manchen Gebieten werden sogar noch Nachfahren der keltischen Sprachen gesprochen, die Wissenschaftler zu den indogermanischen Sprachen zählen. Beispielsweise Bretonisch in der Bretagne, Gälisch in Schottland oder Kymrisch in Wales.
DIE JAHRESKREISFESTE DER KELTEN
Für uns wird das Leben unserer keltischen Vorfahren erlebbar mit dem Jahreskreis und den Jahreskreisfesten. Die Jahreskreisfeste sind für uns eine Einladung, uns mit der Natur – mit Mutter Erde - zu verbinden.
Von den Kelten sind 8 Jahreskreisfeste bekannt. 4 davon sind Sonnenfeste und 4 sind Erd- oder Mondfeste, die in einem Abstand von ca. 6 Wochen gefeiert werden.
Jahreskreisfeste sind Fix- und Wendepunkte im Jahreskreis
Als Fixpunkt zeigen sie uns, wann die Feste gefeiert werden. Als Wendepunkt zeigen sie uns, dass eine Veränderung eintritt – eine andere Energiequalität stärker wirksam wird.
Jahreskreisfeste verbinden uns mit dem Zyklus der Natur
Im Vegetationszyklus von Mutter Erde gibt es 8 besonders wirksame Energiequalitäten, die uns die Zusammenhänge von Werden und Vergehen verdeutlichen – immer wiederkehrend und doch jedes Mal anders.
Jahreskreisfeste haben für uns Menschen ein Thema
Das Thema kannst du ganz einfach durch Beobachtungen in der Natur für dich herleiten.
Mit dem Beginn des keltischen Jahreskreises ab November ist es der Rückzug. Dann folgt die Innenschau – aus der das Neue entstehen kann. Das Neue beginnt sich immer mehr zu materialisieren, bis es zur Realität wird. Dies geschieht über die verschiedenen Wachstumsphasen und geht über in die Reife und Fülle. Den Zyklus schließt Vorsorgen – für sich und für andere, so dass wieder der Rückzug beginnen kann.
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Jahreskreis-Guide. Darin gibt es für dich Infos zu allen Jahreskreisfesten, den Energien von Mutter Erde, Reflexionsfragen und Ritualtipps.
RITUALE: VERBINDUNG HERSTELLEN
Rituale sind wiederkehrende feierlich-festliche Handlungen und können religiöser oder weltlicher Art sein, z. B. Hochzeit, Gottesdienst, Begräbnis oder Aufnahmefeiern.
- Rituale sind wichtig und wertvoll für das Zusammenleben der Menschen, z.B. in der Familie
- Rituale sollen immer freiwillig und nie als Zwang verstanden werden
- Rituale können verändert werden, wenn sich z.B. Bedürfnisse und Lebenssituation verändern
- Rituale sollen Freude machen und ein Wir-Gefühl vermitteln
- Rituale geben auch dem Alltag eine Struktur - gemeinsame Mahlzeiten, das Zubettgehen mit der immer gleichen Zeremonie, die Begrüßung oder die Gute-Nacht-Geschichte
Die amerikanische Ritualforscherin Barbara Fiese sagt zu Ritualen: „This is who we are. This is right. This is what we look forward to and who we will continue to be across generations.“ Sinngemäß bedeuten sie: Das sind wir. Das ist richtig. Und so wird es bleiben.
Rituale geben also eine Antwort auf eine der ältesten aller Menschheitsfragen: „Wer bin ich?“ Indem wir gemeinsam etwas tun, immer wieder, als Ritual, stellen wir Gemeinschaft her. Das Individuum wird sich im Ritual der Tatsache bewusst, Teil von etwas zu sein.
ERNTEZEIT UND FÜLLE: AB LUGHNASADH
Lughnasadh oder Lammas ist das erste der drei Erntefeste (Lughnasadh, Mabon und Samhain) und auch unter dem Namen „Schnitterfest“ bekannt. Gefeiert wird der erste Getreideernteschnitt.
Lughnasadh leitet sich ab aus „Zusammenkunft mit Lugh“, dem keltischen Sonnen- und Erntegott. Im Keltischen ist Lugdunum der Name für August.
Der Name Lammas leitet sich vom Wort „loaf-mass” oder „hlaef-mass” ab und meint so viel wie Brotlaibfest. Man erntet das Getreide, um es in Brot zu verwandeln. Es ist eines der Rituale, die an diesem Jahreskreisfest gefeiert wird - denn Brot ist Leben.
August und September, das ist die Zeit der Fülle im Jahr. Noch ist die Wärme des Sommers zu spüren, noch sind die Tage länger und hell, noch können wir den Sommer in vollen Zügen genießen und gleichzeitig beginnt nach einem „durchatmen“ und „stillstehen“ im August, das erste „Vergehen“. Alles beginnt zu welken, die ersten Blätter verfärben sich und die Erde kühlt langsam ab.
RITUAL-THEMEN FÜR AUGUST UND SEPTEMBER
Rituale feiern geht nicht nur zu den Jahreskreisfesten. Rituale feiern kann ein Bestandteil deines Lebens werden, dass du ganz einfach in deinen Alltag integrierst. Sie sind für dich Orientierung, Anker, Stabilität und liebevoller und wertschätzender Umgang mit dir selbst. Die Themen sind:
Abgrenzung oder NEIN sagen
Das Thema ist Abschneiden, Trennen, Abgrenzen. Dies gilt auch für die kommenden etwa 6 Wochen im Jahreskreis. Sei mutig und sage NEIN, wenn Du „Nein“ sagen willst. Denke daran: oft bedeutet ein NEIN ein JA zu Dir selbst!
Projekte abschließen und Entscheidungen treffen
Die Zeit der Entscheidungen ist reif. Triff Entscheidungen, schließe Projekte ab. Dinge, die du nicht mehr brauchst, kannst du weitergeben. Schau, was bisher gut lief und wo es noch besser sein könnte – wo noch Luft nach oben ist. Darin steckt dein größtes Potenzial für Weiterentwicklung im nächsten Jahreskreis.
FÜLLE genießen
Genieße dich und die Fülle, die du im Jahreskreis erschaffen hast. Sei stolz auf dich und feiere dich für das, was du erschaffen hast. „Eigenlob stinkt“ ist ein Glaubenssatz unserer patriarchal-christlich geprägten Kultur und hat nichts mit einem freien, selbstbestimmten Leben zu tun. Nimm den Glaubenssatz „Eigenlob stimmt“. Du entscheidest, was zutrifft, du entscheidest, wann du dich dafür feierst.
3 RITUALE FÜR ZWISCHENDURCH
Rituale für zwischendurch sind einfach, du brauchst nicht viel Zeit dazu, du brauchst nicht viel vorzubereiten. Wichtig ist: Mach sie und mach sie so oft wie dir danach ist, damit sie für dich selbstverständlich werden und ganz einfach zu deinem Leben dazugehören.
RITUAL 1: LOSLASSEN
Du brauchst dazu ein feuerfestes Gefäß, eine Kerze, Papier und Stift.
Schreibe auf, was du loslassen möchtest, wovon du dich trennen, was du abschneiden möchtest. Verbrenne den Zettel. Die Asche kannst du auf eine Wiese oder in den Wald streuen. Frage vorher die Wiese, den Wald oder einfach Mutter Erde, ob dies der stimmige Ort dafür ist.
Dies kannst du in den nächsten 6 Wochen immer wieder machen. Alles ist zyklisch – immer wiederkehrend und doch jedes Mal anders, wenn du es tust.
RITUAL 2: FÜLLE
Du brauchst ein größeres Glas mit Deckel, eine kleine Kiste oder ein Stofftäschchen, Papier und Stift.
Schreibe auf das Papier, was du geerntet hast, was du in diesem Jahreskreis erschaffen hast. Dies kann aus allen Bereichen deines Lebens sein: Familie, Partnerschaft, Freundschaft, Beruf, und, und, und.
Falte das Papier und lege es in dein ausgewähltes Behältnis. Dieses kannst du an einen Ort stellen, der für dich gut sichtbar ist, wo du im Laufe des Tages öfters vorbeiläufst. Erinnere dich immer wieder daran, was du alles erschaffen hast.
Du kannst auch immer wieder – wenn dir danach ist – intuitiv einen Zettel aus deinem Behältnis ziehen, schauen, um welche Fülle es geht und dich daran erfreuen. Du hast es erschaffen, du selbst hast dir die Fülle in dein Leben geholt.
RITUAL 3: DANKBARKEIT UND BELOHNUNG
Du brauchst deine Kreativität und das Wissen, dass du genau das für dich aussuchst, was gerade für dich stimmig ist.
Such dir einen ruhigen Platz, wo du für ein paar Minuten ungestört bist. Setz dich bequem hin, atme 3-mal tief ein und aus und dann lass deinen Atem frei fließen.
Spür in dich hinein. Was zeigt sich? Ein Gedanke, ein Bild, ein Gefühl? Spür weiter hin, bis für dich klar ist, was gesehen werden will. Was von dem, was du in diesem Jahreskreis erschaffen hast, braucht noch Anerkennung? Für was kannst du dich bedanken? Vielleicht auch noch, bei wem du dich noch bedanken kannst?
Dann spür hin und entscheide, wie du dich feiern und belohnen kannst. Auch das ist wie ein Dank an das Geschaffene. Du siehst es, du erkennst es an und du lebst es. Das kann ein Buch sein, das du schon immer lesen wolltest. Ein Essen mit einer Freundin, die dich im Jahreskreis unterstützt hat. Oder ab jetzt eine Stunde pro Tag, wo du nur das tust was dir entspricht, was gerade zu dir und deinem Alltag passt.