"Warum bringt der Osterhase die Ostereier?"- Osterbräuche, Rituale und ein Rezept

Petra Gompper • 21. März 2024

Die Frühlingstagundnachtgleiche kündigt jedes Jahr den Beginn des Frühlings an und fällt auf den 19., 20. oder 21. März, während das Jahreskreisfest Ostara traditionell am 21. März gefeiert wird. Kurz darauf, zwischen dem 22. März und dem 25. April, ehrt das christliche Ostern die Auferstehung Jesu Christi. Eine Zeit reich an Traditionen und Bräuchen. Aber wie genau hängen sie zusammen? Und was steckt hinter den Symbolen und Ritualen, die wir heute mit Ostern verbinden? Tauche ein in die Geschichten und Traditionen hinter den Osterfeierlichkeiten und stell dir die Frage aller Fragen: Wer kam zuerst – der Osterhase oder das Osterei😉?


WARUM GIBT ES DIE FRÜHJAHRSTAGUNDNACHGLEICHE, OSTARA UND OSTERN BEI UNS?


Es gibt in allem immer mehrere Möglichkeiten. Es ist immer eine Frage der Perspektive und des Fokus, damit ich mich für etwas entscheiden kann und mich danach ausrichte.


FRÜHLINGSTAGUNDNACHTGLEICHE


Die Frühjahrstagundnachtgleiche markiert den kalendarischen Frühlingsanfang nach astronomischer Definition. Die Nordhalbkugel wendet sich dann der Sonne zu. Das sogenannte Äquinoktium markiert den Moment, an dem die Sonne genau senkrecht über dem Äquator steht. Zu diesem Zeitpunkt sind Tag und Nacht jeweils etwa zwölf Stunden lang.


OSTARA


Ostara ist neben Yule, Litha und Mabon eines von vier Sonnenfeste im Jahreskreis. Bei den vier Sonnenfesten steht die Sonne immer in einem besonderen Verhältnis zur Erde.



Es ist also kein Zufall, dass man an vielen keltischen Kraftorten noch heute Fels- und Steinformationen findet, mit denen die Sonne an diesem Tag zu einer ganz bestimmten Zeit eine harmonische Konstellation bildet.


Unsere Vorfahren feierten das immer sichtbarer werdende Licht. Die länger werdenden Tage brachten mehr Sonne und Wärme – das Wachstum konnte in den sichtbaren Teilen der Erde mit ungestümer Kraft beginnen. Du willst noch mehr Infos zu Ostara. Dann lies in meinen Blogbeitrag „Jahreskreisfest Ostara: 4 Rituale für die Frühjahrstagundnachtgleiche“ rein.



OSTERN


Seit etwa 1700 Jahren ist Ostern das wichtigste Fest im christlichen Kirchenkalender. Gefeiert wird die Auferstehung Jesus Christi – immer an dem Wochenende, das dem ersten Vollmond nach dem Frühlingsanfang folgt.


Egal wie wir es nennen, wann und wie wir feiern - es beginnt im Jahreskreis eine neue Energiequalität. All das, was bisher verborgen blieb, darf nun hervortreten, sich zeigen und in die Wachstumsphase eintreten. 


WAS HAT DER HASE UND DAS EI MIT OSTERN ZU TUN?


Beide – Hase und Ei - gehören zu unseren vorchristlichen Bräuchen. Sie gelten seit Urzeiten als Symbole für Fruchtbarkeit und den Beginn neuen Lebens. Beide passen bestens zu Ostern.


DER OSTERHASE


Ab der Frühlingstagundnachtgleiche beginnt wieder das Leben auf der Erde. Die Frühlingsgöttin der Fruchtbarkeit und des Ackerbaus - Ostara - brachte das Leben erneut in die Welt. Wenn die Menschen zu dieser Zeit in den Sternenhimmel blickten, war das Sternenbild des Mondhasen zu sehen. Der Osterhase war geboren.


Der Hase begleitete die Göttin und wurde mit ihr zum Symbol der Fruchtbarkeit. Eine Häsin kann bis zu 20 Junge im Jahr auf die Welt bringen. Und im Frühling waren die Hasen wieder auf den Feldern zu sehen. Die Sonne und Wärme lockte sie aus ihrem Winterquartier.


Alte Bräuche rund um den Osterhasen


  • Im Mittelalter war kurz vor Ostern Zahltag für all jene, die Schulden hatten. Diese wurden oft mit Hasen "getilgt" - oder auch mit Eiern. Wer sich den eierbringenden Osterhasen ausgedacht hat, ist unklar. Die erste bekannte Erwähnung stammt ungefähr aus dem Jahr 1680.

  • Bis heute werden Hasen aus Hefeteig gebacken. Sie standen für unsere Vorfahren ebenfalls für die Fruchtbarkeit und den kommenden Reichtum des Jahres.

    Der gebackene Osterhase stand für die erfolgreiche Getreideernte – das Überleben im Winter konnte dadurch gesichert werden. Unten gibt´s ein Rezept.


DAS OSTEREI


Das Ei steht seit vorchristlichen Zeiten für die Entstehung neuen Lebens und die Wiedergeburt. Einer unserer schönsten Mythen erzählt, dass die Frühlingsgöttin Ostara mit Beginn des Seins ein Ei zur Welt brachte und mehrere Jahrtausende lang zwischen ihren Brüsten aufbewahrte, um es reifen zu lassen. Als sie die ersten Sprünge in der Schale bemerkte, legte sie das Ei in der Dunkelheit ab. Aus dem aufspringenden Ei schlüpfte die gesamte Erde mit allen Gewässern, Pflanzen, Tieren und Menschen. Aus dem Eidotter entwickelte sich die Sonne, die der Dunkelheit Licht schenkte. Unsere Vorfahren dankten der Frühlingsgöttin mit der Gabe von Eiern.


Alte Bräuche rund um das Osterei


  • An Ostern wurden Eier gefärbt – mit roter Farbe. Rot galt als die Farbe des Lebens und als Zeichen besonderer Fruchtbarkeit. Die rot gefärbten Eier waren ein Dank an die Frühlingsgöttin mit der Bitte um reiche Ernte im Sommer und Herbst.

  • Ab der Frühlingstagundnachgleiche wurden Eier besonders gehütet. Einem Ei wurde ein Wunsch übergeben, der bereits um die Weihnachtszeit entstanden war. Das Ei enthielt alles, was der Wunsch für seine Verwirklichung brauchte – so wie das Weltenei der Frühlingsgöttin. Mit dem Maifest wurde das Ei der Erde übergeben. Alles konnte jetzt wachsen und gedeihen.


"Warum legt der Osterhase die Ostereier?". Das bleibt wohl weiterhin eine schwierig zu beantwortende Frage. Aus biologischer Sicht unmöglich. Aus Brauchtumssicht völlig normal. Aber egal. Das Beste ist immer: Alles ausprobieren und nutzen was hilft und weiterbringt. Also warum nicht Osterhase und Osterei 😉.


Noch mehr Osterbräuche und ihre Bedeutung


Feldweihe


Mit der Frühlingstagundnachtgleiche kehrte das Licht und die Wärme zurück. Die Felder konnten vorbereitet werden. Gestartet wurde mit einem Segnungsritual - der Feldweihe.


In manchen Gegenden wird dieses Ritual noch heute durchgeführt. Der Bauer schreitet seine Felder ab und legt an jeder Ecke des Feldes Kräuter und eine Kerze ab. Während des Rituals wird um eine reichhaltige Ernte und um Schutz für die Felder gebeten.


Osterwasser


Wasser ist ebenfalls ein Symbol für Leben und Fruchtbarkeit, denn ohne Wasser gäbe es kein Leben. Unsere Vorfahren gingen davon aus, dass mit dem Beginn der fruchtbaren Zeit dem Wasser eine besondere Kraft innewohnte.


Am frühen Morgen schöpften die jungen Mädchen schweigend Wasser. Das Schweigen durfte nicht gebrochen werden, damit das Wasser seine Segens- und Heilskraft behielt. Das gesegnete Wasser sollte nun ein ganzes Jahr vor Krankheiten oder Unglück bewahren. Auch das Vieh wurde, um es vor Krankheiten zu schützen, durch die Bäche getrieben.

 

In verschiedenen Regionen Deutschlands werden Wasserbräuche noch heute gefeiert. Um dem lebensspendenden Wasser zu danken, werden zum Beispiel die Brunnen im Dorf mit Osterschmuck verziert.


Osterfeuer


Die wieder stärker werdende Sonne war für unsere Vorfahren lebenswichtig. Mit den großen Osterfeuern wird im Frühjahr die Sonne begrüßt, die Fruchtbarkeit, Wachstums und Ernte garantiert. Die Sonne besiegt den Winter und die kalte, entbehrungsreiche Zeit im Jahr. Die Asche des Feuers wurde vielerorts auf die Felder gestreut.


Osterräder


Große mit Stroh gestopfte Holzräder wurden angezündet und brennend einen Berg hinuntergerollt. Diese Tradition wird noch in norddeutschen Gemeinden und vor allem in den österreichischen Alpenregionen gefeiert. Das Licht, dargestellt durch das Feuer, triumphiert über die Dunkelheit.


Rezept Osterhase


Zutaten


500 g Mehl, 1 Päckchen Hefe, 125 ml warme Milch, Mandel- oder Hafermilch, 60 g Butter, 2 Eier, 1 Prise Salz, 60 g Vanillezucker oder Rohrzucker und für das Bestreichen ca. 50 gr. Butter geschmolzen


Zubereitung


  1. Hefe in der Milch auflösen und mit etwas Mehl vermischen. Den Vorteig etwas eine halbe Stunde an einem warmen Ort gehen lassen.

  2. Restliches Mehl, Eier, Vanillezucker, Salz und weiche Butter in die Rührschüssel mit dem Vorteig geben. Die Zutaten zu einem glatten Teig verarbeiten.

  3. Den Teig an einem warmen Ort gehen lassen. Je nach Temperatur etwa eine Stunde.

  4. Den Teig noch einmal mit den Händen gut durchkneten. Einen kleinen Teil des Teigs weglegen. Den restlichen Teil zu einer Rolle formen. Die Enden der Rolle zueinander legen und miteinander verschlingen. Vom Rest des Teiges eine kleine Kugel für den Schwanz formen und in den Bogen legen.

  5. Die Butter zerlassen, den Hasenzopf damit bestreichen. Den Hasenzopf noch mal 10 Minuten gehen lassen. Dann für ca. 20 Minuten bei 200 Grad (Umluft) backen.

Wer möchte, kann auch viele kleine Osterhasis backen.




Die Autorin





Petra Gompper ist u.a. systemischer Coach, Spezialistin für traditionelle westliche Heilkunde und Betriebswirtin. Sie verbindet, was zunächst nicht zusammenpasst: Spiritualität, Natur und Wissenschaft. Ob problemorientiert oder potenzialorientiert - sie zeigt Menschen, wie sie ihr allerbestes Leben finden können. Sie lebt mit ihrem Mann in Lenningen, glaubt an die Schöpferkraft jedes Menschen, liebt ihre morgendliche Tasse Kaffee, gutes Essen und verbringt gern Zeit mit ihren erwachsenen Söhnen.

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