In unseren Gedanken beschäftigen wir uns häufig mit uns selbst: Wie wir uns sehen, was wir von uns halten, wie wir uns verhalten haben, wie wir uns verhalten sollten, wie wir uns verhalten werden, was wir dürfen und was wir nicht dürfen.
Alles zusammen ergibt ein Bild – eine Vorstellung – von uns selbst, dem wir einen Wert geben: unseren Selbstwert. Dies ist nicht immer eine realistische Vorstellung unserer selbst, sondern hat viel mit dem zu tun, was wir glauben zu sein.
Was wir sind, hängt von dem ab, was wir glauben
Deshalb sind Selbstwert und Glaubenssätze eng miteinander verbunden. Der Wert, den wir uns geben, hängt von dem ab, was wir von uns glauben zu sein. All das ist in dem Bild, das wir von uns haben, vorhanden. Unsere Glaubenssätze sind ein Teil davon – ein ziemlich großer Teil.
Deshalb haben unsere Glaubenssätze ein gewichtiges Wörtchen mitzureden, wenn es um unseren Selbstwert geht. Und sie bestimmen mit, wie wir unser Leben ausrichten. Sie bestimmen auch mit, welche Gefühle wir in bestimmten Situationen entwickeln und wie wir handeln.
Das meiste davon läuft unbewusst ab. Das heißt, wir bemerken gar nicht, dass ein Teilchen aus unserem Selbstbild – basierend auf einem Glaubenssatz – uns etwas fühlen lässt und uns zu bestimmten Verhaltensweisen bringt.
Wieso ist das so?
Neurowissenschaftliche Erkenntnisse zeigen, dass weit über 90 Prozent unserer Denkleistungen und Entscheidungen unbewusst ablaufen. Bevor wir darüber nachdenken, ob wir das tun oder nicht tun sollten, ist es bereits passiert: Wir haben es getan.
Gerhard Roth, ein deutscher Biologe und Hirnforscher schätzt sogar, dass nur etwa 0,1 Prozent dessen, was das Gehirn gerade tut, uns bewusst wird. Der Rest wird unbewusst erledigt. Unser Unbewusstes wird binnen kürzester Zeit mit einer enormen Menge an Informationen fertig.
In komplexen Situationen ein Vorteil. Stell dir vor, eine Mücke fliegt auf dein Auge zu. In Millisekunden Schnelle sendet dein Unterbewusstes an dein Auge: „Zumachen“. Und dein Auge macht zu, ohne dass es dir bewusst geworden wäre. Hättest du bewusst entscheiden müssen, was jetzt zu tun wäre, wäre die Mücke bereits in deinem Auge gelandet.
DAS WICHTIGSTE ZUSAMMENGEFASST
- Das Unbewusste ist wesentlich schneller als der bewusste Verstand.
- Nur etwa 0,1 Prozent dessen, was unser Hirn denkt, wird uns bewusst.
- Die hohe Verarbeitungskapazität des Unbewussten hilft vor allem bei komplexen und schnell zu treffenden Entscheidungen.
Was ist dein Selbstwert und wie tickt er
Möchtest du noch mehr über deinen Selbstwert wissen? Dann lies meinen
Blogbeitrag „Wie tickt dein Selbstwert?“.
Was sind Glaubensätze und wo kommen sie her
Glaubenssätze sind tief verankerte Annahmen über uns selbst und die Welt um uns herum. Sie werden zu Überzeugungen und leiten uns quasi durchs Leben – ob wir wollen oder nicht. Wir glauben, dass es so ist und erschaffen damit unsere Realität.
Die Entstehung unserer Glaubensätze und ihre Ursache beginnt meist in unserer Kindheit – in der Prägungsphase. Wir übernehmen sie aus kulturellen oder sozialen Vorbildern und von unseren Bezugspersonen – meistens den Eltern. Unsere Eltern haben es wiederum von ihren Eltern übernommen – so entsteht ein unendlicher Kreis von Glaubenssätzen, der von Generation zu Generation weitergeben wird.
Glaubensätze wirken vielfältig in uns: Sie steuern unser Denken, sie wirken sich auf unsere Gefühle aus und beeinflussen, wie wir entscheiden. Unser Handeln wird deshalb maßgeblich durch unsere Glaubenssätze bestimmt.
DAS WICHTIGSTE ZUSAMMENGEFASST
- Glaubensätze entstehen bereits in unserer Kindheit – der Prägungsphase.
- Glaubensätze werden von Generation zu Generation weitergegeben.
- Glaubensätze wirken vielfältig in uns. Sie steuern uns und unseren Selbstwert.
Wie wirken unsere Glaubenssätze
Glaubenssätze steuern den Fokus unserer Aufmerksamkeit und bestimmen damit, welche Informationen wir aufnehmen und wie wir sie interpretieren.
Wenn wir wirklich glauben, dass wir beispielsweise etwas nicht können, dann werden wir unbewusst einen Weg finden, das Eintreten einer Veränderung zu verhindern. Und wir werden einen Weg finden, die Ergebnisse so zu interpretieren, dass sie mit unseren bestehenden Glaubenssätzen übereinstimmen.
Der amerikanische Soziologe W. I. Thomas vertrat als einer der ersten die heute bekannte Auffassung, dass die Wirklichkeit in ihren Konsequenzen so ist, wie die Menschen sie wahrnehmen und definieren. Das bedeutet, die Weise, wie ich meine Welt konstruiere, meine Vorstellung von ihr mache, beeinflusst meine Handlungsweisen und Aktivitäten.
Jeder Mensch hat Glaubens- oder Überzeugungssysteme, das aus all seinen Glaubenssätzen geformt wird. Dies ist eng mit seinen persönlichen Werten verknüpft und kann Motivation, Entscheidungsfindung und Leistungsfähigkeit erheblich beeinflussen. Auch unser Lebenswille, die Fähigkeit mit Stress umzugehen und die Fähigkeit positive Bedürfnisse, Ziele und Lebenspläne zu haben, wird davon gesteuert.
DAS WICHTIGSTE ZUSAMMENGEFASST
- Unsere Glaubenssätze beeinflussen unsere Wahrnehmung.
- Unsere Glaubenssätze werden zu unserer Realität.
- Unsere Glaubenssätze beeinflussen alle Lebensbereiche.
Warum sind negative Glaubenssätze toxisch und Gift für deinen Selbstwert?
Es gibt positive und negative Glaubenssätze. Unsere negativen Glaubenssätze sind toxisch und spiegeln unsere nicht förderliche Sicht auf uns selbst und beeinflussen unser Leben dementsprechend.
Negative Glaubenssätze, die unseren Selbstwert betreffen, sind besonders gefährlich. Denn sie bringen uns dazu, Schutzstrategien zu entwickeln, um unseren Selbstwert zu schützen, damit dieser nicht noch stärker verletzt wird.
Gleichzeitig verhindern diese Schutzstrategien, dass wir unser Leben als einen schöpferischen Akt sehen, in dem wir für uns und alle anderen das allerbeste erschaffen können.
Glaubenssätze, die vor allem den Selbstwert betreffen, prägen unsere Bindungshaltung und unser Bindungssystem. Sie sind dafür verantwortlich, wie wir Beziehungen erleben, was wir von Partnerschaften erwarten und ob wir womöglich unter starker Verlust- oder Bindungsangst leiden.
Ein Mensch, der den Glaubenssatz hat: „ich bin nicht gut genug“, wird sich in einer Beziehung häufig unterordnen, sich anpassen, seine eigenen Interessen nicht ausleben, seine eigene Position nicht vertreten und immer wieder an dem Punkt ankommen, über sich zu denken: „Ich bin nichts wert“.
DAS WICHTIGSTE ZUSAMMENGEFASST
- Negative Glaubensätze wirken toxisch und zeigen unsere abwertende Sicht auf uns selbst.
- Glaubenssätze, die in Verbindung mit unserem Selbstwert stehen sind besonders toxisch für uns.
- Die Wirkung dieser Glaubenssätze zeigt sich häufig in unserem Bindungsverhalten: welche Beziehungen gehen wir ein und wie verhalten wir uns in Beziehungen?